Montafoner Steinschaf
Vom Aussterben bedrohte Rasse
Verbreitung
Das Montafonerschaf ist eine vom aussterben bedrohte Schafrasse und kam nur noch vereinzelt im hintersten Montafon vor. Es wurde durch größere und mastfähigere Rassen verdrängt. Ab 1989 wurden typische Tiere angekauft und ein Zuchtbuch zur Vermeidung von Inzucht gegründet. Seither wird die Rasse in ganz Vorarlberg gezüchtet.
Zuchtgeschichte
Das Montafonerschaf gilt als eigenständige Rasse des Montafons. Es gehört zur Rassengruppe der Zaupelschafe – Steinschafe. Mit größter Wahrscheinlichkeit handelt es sich um den nächsten Verwandten des Bündnerschafes und somit um einen direkten Nachkömmling des “Torfschafes” der Pfahlbauten (ovis aries palustriensis). Schon aus kulturgeschichtlichem Interesse wäre daher ein endgültiges Aussterben dieser Rasse ein großer Verlust. Eine im Jahr 2001 durchgeführte Untersuchung ergab eine sehr große genetische Distanz zu allen anderen Steinschafrassen und kam zum Ergebnis, dass es sich beim Montafonerschaf um eine eigenständige und besonders erhaltenswerte Population handelt.
Kennzeichen
Ursprüngliche Schafrasse mit dünnen Beinen und einem schmalen Kopf mit geradlinigem Nasenprofil und relativ kurzen Ohren. Beide Geschlechter können sowohl hornlos als auch behornt sein oder Hornstummel aufweisen. Derzeit überwiegen die hornlosen Tiere. Der bewollte Schwanz reicht bis unter das Sprunggelenk. Ein kupieren des Schwanzes ist nicht erforderlich, da diese Rasse erst bei starkem Parasitenbefall an Durchfall erkrankt.
Wolle/Farbe
Die Mischwolle besitzt einen auffallenden Seidenglanz und bietet einen guten Schutz gegen rauhe Witterung. Es kommen sowohl reinfarbig weiße, schwarze, braune und graue sowie gefleckte Tiere vor. Häufig sind “Brillen” (pigmentierte Augen) und “Rehfärbige” (braune Tiere mit hellem Bauch). Einfärbige Tiere haben meist weisse Flecken am Kopf und Schwanz. Die Schafe werden zweimal im Jahr geschoren.
Körperbau
Die Tiere sind relativ klein und leicht. Sie besitzen einen natürlichen, wildtierartigen Körperbau. Dadurch gibt es kaum Geburtsprobleme und sie zeichnen sich durch gute Berggängigkeit aus. Dieser schlanke Körperbau ergibt einen geringeren Fleischansatz, das feinfasrige Fleisch hat aber eine hervorragende Qualität. Das geringe Gewicht erleichtert auch die Pflege (Klauenschnitt und Schur).
Körpergewicht
Auen: 35 bis 45 kg
Böcke: 50 bis 60 kg
Körpergröße
Auen: 55 bis 70 cm
Böcke: 60 bis 75 cm
Leistung
Sehr gute Fruchtbarkeit (ein bis zwei Lämmer, manchmal auch Drillinge bei meist zwei Ablammungen pro Jahr). Erstablammung ab einem Alter von neun Monaten.
In der körperlichen Entwicklung sind die Lämmer spätreif. Dies ermöglicht eine flexible Wahl des Schlachtzeitpunktes und eine lange Nutzungsdauer der Mutterschafe. Die Tiere sind widerstandsfähig gegen Krankheiten und kennen kaum Klauenprobleme. Durch die hervorragende Fleischqualität und die leichten Schlachtkörper eignet sich die Rasse ideal für Selbstversorger und die Direktvermarktung.
Fütterung
Die Rasse ist sehr gut geeignet zur Beweidung und Offenhaltung von extensivem Grünland wie Hanglagen und Alpflächen. Gehölz und teilweise sogar ältere Brennesseln werden zuverlässig verbissen.
Um diese guten Eigenschaften, die kleine Statur und die Genügsamkeit beizubehalten, sollte auf den Einsatz von Kraftfutter weitestgehend verzichtet werden. Im Winter ist genügend Heu das geeignetste Futtermittel.
Zuchtziel
Erhaltung des ursprünglichen Typs. Ein kleines, futterdankbares, robustes Schaf mit guter Fruchtbarkeit und leichten Ablammungen. Harte Klauen und Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten. Die große genetische Variabilität (alle Wollfarben und sowohl behornte als auch hornlose Tiere) ist erwünscht und soll erhalten werden.
Strenge Reinzucht und Inzuchtvermeidung durch gezielte Anpaarung und Haltung einer möglichst großen Anzahl männlicher Tiere.